Bille war die Stammhündin der Leonbergerzucht vom Roten Holzhaus.
Sie war eine korrekt gebaute, sehr knochenstarke Hündin mit einem unvergleichlichen Charakter. Obwohl sie das friedfertigste Wesen dieser Erde war konnte sie sich sehr wachsam zeigen und so mancher Paketbote verließ den Hof deutlich schneller, als er ihn betreten hatte. Dabei war sie niemals aggressiv, weder gegen Menschen noch gegen andere Tiere. Bille liebte das Wasser, sie war eine ausdauernde Schwimmerin und sie liebte ihren Kater R2D2. Allerdings war Bille auch sehr eigensinnig, doch genau das machte sie so liebenswert.
Amanda ist das absolute Gegenteil ihrer Mutter Bille, und wäre ich nicht bei ihrer Geburt dabei gewesen, dann hätte ich Zweifel, ob sie wirklich ein Kind von Bille sein kann. Amanda ist relativ klein und eher sportlich gebaut, ein Bewegungsjunkie mit einem ausgeprägten Jagdtrieb, leider nicht immer sehr nett zu ihren Artgenossen, allerdings Menschen gegenüber geradezu überschwänglich freundlich und vermutlich würde sie einem potentiellen Einbrecher noch den Weg zum (im Roten Holzhaus nicht vorhandenen) Tresor zeigen. Amanda hat im Juli 2017 ihre Körung bestanden, ging aber nicht in die Zucht.
Eigentlich war es nicht geplant, aus dem B-Wurf einen Hund zu behalten, doch Rudi ist ein "Mängelexemplar" - er hat eine Knickrute und musste bereits im Alter von einem Jahr an der Schulter operiert werden, er hat eine OCD. Somit war es klar, dass er nicht abgegeben wird, aber er würde unendlich fehlen, wenn er nicht hier wäre. Rudi ist ein liebenswerter Clown, er kann ähnlich meinungsstabil sein wie seine Mutter und auch so sensibel, obwohl er ein riesengroßer Kerl ist. Seine größte Sorge ist vermutlich, dass er eines Tages von einem unserer Shettys gefressen wird,
Bille war meine Seelenhündin! Sie war die Mutter meiner Holzhauskinder, sie war meine Wächterin, sie war meine Freundin, sie war meine ständige Begleiterin, wir haben uns gegenseitig zu 100% vertraut. Bille hat mir die Langsamkeit erklärt, wenn ich mal wieder hektisch war. Bille hat mir gezeigt, was für ein Geschenk es ist, einen absolut souveränen Hund an der Seite zu haben. Aber..... sie hat mich auch manchmal an Grenzen gebracht, doch meine Liebe für sie war durch nichts zu erschüttern. Bille kam nicht als Welpe zu mir, sondern erst im Alter von fünf Monaten. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits Odin, einen Leonberger ohne Papiere, der ins Tierheim sollte. Er hat die Liebe zur Rasse bei mir geweckt, verbunden mit dem Wunsch, diese Hunde zu züchten, und ich war im Oktober 2012 rein informativ bei den Leonbergern von der Quellenstadt, wo es gerade einen Wurf gab, um mich schlau zu machen, was es außer einer Hündin alles braucht für eine ordentliche Leonbergerzucht. Allerdings hatte ich keine Absicht, einen Welpen mitzunehmen. Im Dezember bekam ich einen Anruf aus der Quellenstadt, dass dort eine Hündin wegen Scheidung an die Züchter zurückgehen würde. Ich habe sie angeschaut und mitgenommen. Tatsächlich war Bille anfangs ängstlich und mochte keine kleinen Kinder, ich vermute, sie hat in ihren ersten Lebensmonaten schlechte Erfahrungen gesammelt. Hier wuchs sie zu einer extrem souveränen Hündin heran, für mich ist sie immer noch der absolute Traumleonberger. Allerdings hat sie mich auch manche Nerven gekostet. In ihrer frühen Jugend hatte sie einen unglaublichen Drang nach Plastik, was ihr den Spitznamen Plastik-Bille einbrachte, und hat sehr sehr viel zerstört. Auch war sie schon immer extrem meinungsstabil, sie prägte den Begriff "Leo-Pause". Eine solche Leo-Pause konnte sie bereits in jungen Jahren beim Spaziergang völlig unvermittelt einlegen, und es gab Menschen, die mir einreden wollten, dass sie bestimmt herzkrank sei.... nein das war sie nicht. Sie war einfach so und nahm sich ihre Zeit, ungeachtet von Frauchens Zeitplänen. Bei unseren regelmäßig stattfindenden Holzhauswanderungen machte sie mich gerne vor massenhaft versammelten Touristen am Hoherodskopf zum Gespött, indem sie sich strikt weigerte, nach der Wanderung ins Auto zu steigen - sie legte sich vor die Rampe und da lag sie dann. Dieses Verhalten kostet uns auch die erste Körung. Wir waren bis nach Brandenburg gefahren, doch als die Leinenführigkeit in der "großen Gruppe" geprüft wurde, legte Bille die Bremse ein, setze sich vor die Gruppe und ging keinen Schritt mehr vor und keinen zurück. Der Prüfungsleiter schüttelte süffisant den Kopf und sagte "Schade, so eine schöne Hündin - Durchgefallen!" Beim zweiten Anlauf in Darmstadt klappte es dann glücklicherweise und das Zuchtprojekt konnte beginnen. Bei ihrem A-Wurf feuerte sie wie ein Maschinengewehr innerhalb von 6 Stunden die Welpen in die Wurfkiste, verließ diese dann für 24 Stunden nicht mehr und sagte dann "Frauchen du wolltest die Dinger, bitte kümmer dich drum!" Ich habe eine unglaubliche Trickkiste auspacken müssen, um sie zu ihren Welpen in die Wurfkiste zu bekommen zwecks Ernährung. Aber letztendlich wurden alle 10 Kinder doch groß und tolle Leonberger. Leider sind zwei von ihnen auch schon im Hundehimmel. Der B-Wurf dann geprägt von vielen schrecklichen Erlebnissen, von den 17 Welpen überlebten nur sechs, Bille musste mit ihren Kindern in die Uniklinik in Gießen. Aber auch das hat sie souverän und geduldig ertragen. Jeden Tag habe ich sie dort besucht und wir sind auf dem Klinikgelände spazieren gegangen, es war eine ganz schwere Zeit. Doch auch diese Zeit ging vorüber und ab da war Bille einfach "nur" noch meine treue Begleiterin. Wir haben viele Reisen zusammen unternommen, wir haben alle ihre Kinder besucht, wir waren unter anderem an der Nordsee, an der Ostsee, im Harz, in Belgien, im Rheinland, in Sachsen und zuletzt auf der Schwäbischen Alb, sie war auf Reitkursen dabei und manchmal auch bei meiner Arbeit, wir haben erfolgreich Ausstellungen besucht, wir haben Ponys angeschaut, wir waren auf Hengstkörungen und sie hat mich zu Fotoshootings begleitet. Aber man konnte sie auch mitnehmen ins Restaurant, sie verschwand stillschweigend unter dem Tisch, und wenn wir gingen, staunten alle Gäste, wo dieser riesige Hund plötzlich herkommt. Allerdings musste man sie schon im Auge haben, am Heiligen Abend bei meiner Mutter kam sie in einem unbeobachteten Moment mit der letzten Gänsekeule aus der Küche. Bille brauchte keine Leine, weil sie mit jedem Wesen auf diesem Planeten friedfertig war (mit Ausnahme des Postboten, aber den hat sie auch nur lautstark ermahnt, was zu manchem Paketweitwurf in unseren Hof führte). Wenn sie sich aufstellte, war sie eine unglaublich imposante Erscheinung, doch sie hatte niemals Streit mit einem anderen Hund, sie liebte ihren Kater R2D2 und mit der Zeit liebte sie auch Kinder. Bille war ein bisschen wie die Menschen, mit denen ich arbeite - sie hatte autistische Verhaltensweisen. Wenn sie die Terrasse verließ, dann IMMER zwischen dem letzten und dem vorletzten Stützpfosten. Auch war sie keine Frühaufsteherin, der Grund, warum ich nur in Spätdiensten arbeiten. Hätte ich sie um 5.00 Uhr in der Frühe zum Gassi gehen bewegen wollen, wäre ich auf Granit gestoßen. Sie liebte ihre Routinen. Dazu gehörte eine morgendliche ausgiebige Gassirunde - zum Schluss natürlich seniorengerecht. Allerdings auch da hatte sie ihre Macken. Sie wollte nicht zuhause gassi gehen, sondern mit dem Auto irgendwohin fahren. Also sind wir immer mit dem Auto zu den Pferdewiesen gefahren und dort dann eine Runde gelaufen. Nachmittags mochte sie dann im Hof liegen, und so sehr ich sie auch aufforderte und lockte, mit mir hoch zur Fohlenwiese zu laufen, sie blieb stoisch im Hof liegen. Am 16. Oktober brach sie mit dieser Routine und folgte mir und Amanda unaufgefordert, als wir zur Wiese hoch wollten. Ich freute mich darüber, doch ich hätte sie noch besser kennen sollen, meine Bille...... sie spürte, was los war und wollte mich noch einmal begleiten. Vielleicht wollte sie auch nur einfach nicht alleine sein. Sie trottete hinter uns her wie immer, ich drehte mich um nach ihr zu schauen und in diesem Moment fiel sie zur Seite um. Von diesem Moment an begann unser letzter gemeinsamer Weg und seitdem ist vieles anders geworden im Roten Holzhaus. Sie hat mir ihre Kinder hier zurückgelassen, aber sie wird immer fehlen.
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